Dritte Gesamtschule am Niesenteich?
01.10.2010
nw-news.de
VON SABINE KAUKE
Schulausschuss berät am Donnerstag über den Vorschlag der Verwaltung
Viele der rund 1.000 Schülerinnen und Schüler kommen morgens mit dem Rad zum Unterricht. Um die Mittagsversorgung zu optimieren, wird auf dem Gelände derzeit ein Neubau für die Mensa errichtet (r.).
Paderborn. Nun ist die Katze aus dem Sack: Die neue Paderborner Gesamtschule könnte im Schulzentrum Niesenteich entstehen. Das ist zumindest der Vorschlag des Schulamtes an den Schulausschuss. Wie die NW berichtete, könnte Gesamtschule Nr. 3 bereits im nächsten Sommer an den Start gehen, spätestens aber 2012. Ab dann würden Haupt- und Realschule am Niesenteich jahrgangsweise aufgelöst.
Im Schulzentrum am Niesenteich, wo von 965 Schülern 320 die Hauptschule besuchen, war die Stimmung schon mal besser: Schul- bzw. Lehrerkonferenz votieren gegen die Pläne der Stadt. "Die Geschwindigkeit dieser Entwicklung hat mich überrascht", sagt Dirk-Oliver Pfizenmaier, Leiter der Realschule. Dabei kann er die "Sinnhaftigkeit" nicht nachvollziehen: "Diese Realschule ist die größte im Kernstadtgebiet, ist mehrfach für ihre Arbeit ausgezeichnet worden, hat ein gut funktionierendes Kollegium und arbeitet gut mit der Hauptschule zusammen." 107 neue Fünftklässler sind just gestartet, es mussten sogar Schüler abgelehnt werden.
"Wohin gehen Kinder künftig, die zur Realschule wollen? Die anderen Realschulen sind ausgelastet", fragt der Pädagoge und befürchtet: "Der schwarze Peter wird von einer Schulform zur anderen gegeben." "Gegebenenfalls müssen zusätzliche Realschulplätze zum Beispiel in Form einer Dependance geschaffen werden", heißt es dazu in der Sitzungsvorlage.
Wie Pfizenmaier reklamiert auch Hauptschulleiter Ulrich Deters Raumprobleme für eine mindestens vierzügige Gesamtschule. "Beispielsweise werden Betreuungsräume für Silencien benötigt, das kann nicht funktionieren", prognostiziert Deters, dass bestehende Klassen umgesiedelt werden müssten: "Und dann ist erstmal die Hauptschule dran". Überhaupt werte die Aktion die Schulform Hauptschule ab, ärgert sich der Leiter.
Hinsichtlich des Platzbedarfs formuliert die Verwaltung in der Vorlage: "Je nach Entwicklung der Förderschullandschaft könnten auch die Räume der Meinwerkschule in die Planungen einbezogen werden."
Das sieht Förderschul-Leiter Sebastian Muschiol allerdings anders: "Die Fach- und Klassenräume müssten mit enormen Kosten für die völlig anderen Bedürfnisse einer Gesamtschule umgebaut werden." Und das, wo gerade Investitionen in Millionenhöhe in die Meinwerkschule geflossen seien. Vor allem könne keine Rede davon sein, dass alle Förder- in Regelschulen integriert werden. Nach wie vor gebe es Schüler, deren Förderbedarf besser in speziell eingerichteten Schulen erfüllt werde.
"Der Standort Niesenteich ist momentan nur ein Vorschlag, der intensiv beraten werden muss", sagt SPD-Fraktionschef Martin Pantke. Dieser Standort habe Vorteile, aber auch bedenkenswerte Nachteile. "Ich finde es auch wichtig, beteiligte Schulen mitzunehmen", sagt Pantke.
"Reichlich merkwürdig", kommentiert Sigrid Beer, Schulexpertin der Grünen im Landtag und Gesamtschul-Verfechterin. Beer vermisst eine regionale, nachhaltige Schulentwicklungsplanung in Kooperation mit allen Kommunen im Kreis.
"Der Elternwille muss jetzt endlich umgesetzt werden", spielt DIP-Sprecherin Roswitha Köllner auf 173 Absagen (2010) der beiden Gesamtschulen an. Die DIP würde die Nr. 3 am liebsten schon 2011 eröffnen.
Einen "Schnellschuss" möchte der CDU-Ratsherr und Landtagsabgeordnete Daniel Sieveke auf jeden Fall vermeiden. Um die "beste Lösung für alle Beteiligten" zu finden, sieht er Diskussionsbedarf in bezug auf den Standort einer neuen Schule sowie der Entwicklung in anderen Kreis-Kommunen. Sicher ist nur: "Es gibt keinen Neubau ".
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