Paderborner Bildungsstreik
09.06.2010
Sigrid Beer MdL
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Zu dem Paderborner Bildungsstreik am 09.06.10 erklärt die bildungspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen Sigrid Beer MdL:
"Erneut gehen Schüler/-innen und Studierende in Paderborn gemeinsam auf die Straße. Sie demonstrieren für mehr Lehrer und Professoren, für eine Reform des Turbo-Abiturs und des Bachelor- und Mastersystems, vor allem auch für mehr Demokratie.
Die Forderungen nach einem besseren und gerechteren Bildungssystem finden meine volle Unterstützung. Die Grünen haben sich im Landtagswahlkampf für die Umsetzung dieser Forderungen eingesetzt und werden dies auch vehement weiterverfolgen.
Es wird Zeit, dass das unglückselige Sortieren der Kinder im Alter von neun bis 10 Jahren aufhört. Die Schullaufbahnen der Schüler/-innen müssen länger offen gehalten werden. Dafür brauchen wir als erstes dringend mehr Gesamtschulplätze in Paderborn.
Von Chancengleichheit kann auch in Paderborn keine Rede sein: Ein Blick auf die Gymnasien zeigt das: Gerade Schüler/-innen aus einkommensschwachen Familien, besonders wenn sie noch eine Zuwanderungsgeschichte haben, sind dort deutlich unterrepräsentiert.
Studiengebühren schrecken vom Studium ab, die Verschulung im Bachelor und Master mit hoher Seminar- und Prüfungsdichte sorgen dafür, dass es immer schwieriger wird, das Studium durch einen eigenen Job finanziell abzusichern. Wer sich also nicht auf das Portemonnaie seiner Eltern verlassen kann, traut sich häufig nicht, ein Studium aufzunehmen. Während in den übrigen EU-Ländern der reguläre Bachelor auch vier Jahre dauern kann oder der Master drei Jahre, leidet das Studium gerade auch in NRW an einer zunehmenden Verschulung. Es fehlen zudem Teilzeitangebote für Berufstätige oder Studierende mit eigener Familie.
Ich teile insbesondere auch die Forderung nach mehr Demokratie in Schule und Hochschule: Die Qualität von Schule wird wesentlich von Schulklima und Lernkultur bestimmt. Dies schließt die Partizipation von Eltern, Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften ein. Wir setzen uns für eine Wiedereinführung der Drittelparität in der Schulkonferenz ein, um den Schülerinnen und Schülern sowie den Eltern eine gleichberechtigte Teilhabe an wichtigen Entscheidungen zu ermöglichen. Nur wer Verantwortung bekommt, lernt verantwortliches Handeln.
Mehr Mitbestimmung und Demokratie müssen auch in den Hochschulen wieder Einzug halten: Alle wesentlichen Entscheidungen soll ein Senat treffen, in dem alle Gruppen der Hochschule gleichberechtigt vertreten sind. Auch auf allen anderen Ebenen der universitären Selbstverwaltung sowie im Verhältnis der Ebenen untereinander müssen die Mitwirkungs- und Entscheidungsstrukturen neu geordnet werden.